Download putty ssh client for windows 4. Das Trainingsverfahren

Das schwerpunktmäßig zunächst in der häuslichen Sphäre, inzwischen aber weitgehend auch schon in den Praxen von Ärzten, Ergotherapeuten, Logopäden, Sprachheiltherapeuten und Legasthenietherapeuten eingesetzte Trainingsverfahren besteht aus zwei prinzipiell auch getrennt einsetzbaren, vorzugsweise aber zu kombinierenden Einzelabläufen. Zielsetzung ist hierbei eine Verbesserung vor allem der Low-Level-Funktionen und der Hemisphären-Koordination.

4.1 Low-Level-Training

Die Erfahrungen von vielen Tausenden bereits in Kinderhand befindlichen Brain-Boy Universal lassen den Schluss zu, dass dieses technische Gerät bei Kindern ein hohes Maß an intrinsischer Motivation erzeugt. Aus zahlreichen Familien ist bekannt, dass sogar eine wünschenswerte interne Edelkonkurrenz der Brain-Boy-Leistungen zwischen Eltern und Kindern aufgrund der Testergebnisse entstanden ist.

Trotz dieser positiven Erfahrungen wird der erfahrene Therapeut dafür Sorge tragen, dass betroffene Kinder die empfohlenen Trainingsmaßnahmen mit dem BBU nicht als Abwertung oder gar Bestrafung erleben, sondern eher vermittelt erhalten, dass sich hier eine großartige Chance für eine Verbesserung ihrer Leistungen – zumeist LRS-Probleme – biete. Eine Schweizer Therapeutin hat dies vor einer ihrer Trainingsgruppen – auch dies ist möglich und mit einer entsprechenden Anzahl verfügbarer Brain-Boy gut beherrschbar – so formuliert:

„Für mich ist es äußerst wichtig, dass die Lehrerin voll und ganz hinter der Methode steht. In diesem straffen Trainingsprogramm hat das Kind nur wenig Entscheidungsspielraum und Mitspracherecht. Um so wichtiger ist eine gute Vorbereitung und Motivation. Die Kinder sollen wissen, dass sie eine Weile trainieren werden wie Spitzensportler. Alle Spitzensportler haben einen guten Trainer. Der Trainer wählt das beste Programm für sie aus. Wenn sich die Sportler an seine Ratschläge halten, werden sie Fortschritte schon bald sehen und messen können. Jedes Kind erhält einen Eintrag für jeden erfolgreichen Trainingsschritt. Diese Tabelle wird regelmäßig besprochen und gerühmt.“

Diese Verknüpfung mit dem sportlichen Wettkampfgedanken bietet sich natürlich ebenso für den häuslichen Bereich an. Es gibt wohl kaum ein Kind in den Altersstufen, die für dieses Training in Frage kommen, das nicht einen prominenten Sportler als Idol hat. Aber diesen Kids ist durchaus klar, dass genau diese Spitzensportler ständig trainieren mussten, um diese Leistungen zu erreichen und dass sie weiterhin trainieren müssen, um sie aufrecht zu erhalten. Dieses Training ist also keine Strafe sondern eine Chance für das Kind.

Eine nachweislich realistische Chance zur Verbesserung schulischer Leistungen ist dieses Training aus mehreren Gründen:

Ø                               Die erhobenen Normdaten grenzen LRS-Kinder von Non-LRS-Kindern ab.

Ø                               Die Trainierbarkeit von niedrigen Low-Level-Funktionen ist nachgewiesen.

Ø                               Der Transfer dieser Trainingserfolge auf die Leistungsebene ist bewiesen.


Allerdings handelt es sich um ein besonderes Training, das im Wesentlichen gekennzeichnet ist durch die Lehre der deutschen Patentschrift DE 196 03 001 „Vorrichtung zum unterstützten Trainieren und Lernen“. Darin wird eine Methode gelehrt, bei der das Lernen in einer Sinnesmodalität durch gezielte Zugangshinweise bevorzugt in einer anderen Sinnesmodalität erleichtert wird. Es handelt sich dabei um ein weitgehend implizites Lernen. Das sei am Beispiel der erwähnten Patentschrift unter Heranziehung der besonders effizienten Methode des Tonhöhen-Diskriminations-Trainings erläutert:
In Bild A ist der herkömmliche Ablauf eines Lernvorganges nach Skinner[i] dargestellt: Der Proband erhält eine Aufgabe, hört also beispielsweise in seinem Kopfhörer zwei Töne, deren Reihenfolge er bestimmen soll. Die Latenz ist das Arbeiten seiner Neuronen im auditiven Kanal zwecks Entscheidungsfindung. Dann wir die Antwort des Probanden beispielsweise durch Betätigen der Taste, die er für die richtige hält, in das Gerät eingegeben. Unverzüglich nach dieser Antwort – so Skinner – soll nun das Reinforcement (die Bekräftigung) erfolgen. Sie kann in einer Bestätigung der Richtigkeit, im Verwerfen der Antwort oder in der Ausgabe der richtigen Antwort bestehen.                                                                                                                                                                                              

 

 

 

Anders in Bild B: Hier besteht der entscheidende Vorteil darin, dass ein Zugangshinweis auf die richtige Antwort bereits in der Zeitspanne zwischen dem Beginn der Aufgabe und der vollendeten Antwort gegeben wird. Dieser Zugangshinweis erfolgt zweckmäßig in einer anderen Sinnesmodalität. Beim BBU besteht er im Aufleuchten einer Leuchtdiode oberhalb derjenigen Taste, die für die zutreffende Antwort steht. Die Umschaltung zwischen diesem Lernmodus und dem Testmodus ist denkbar einfach: Der Kopfhörerstecker wird zwischen den beiden Anschlussbuchsen an der Stirnseite des Gerätes hin- und hergesteckt. In der linken Buchse ist der Lernmodus eingeschaltet; in der rechten Buchse der Testmodus.                                                                                                                                                

 

 

 

Neurologisch kann davon ausgegangen werden, dass dieser Zugangshinweis auf die richtige Antwort des Trainierenden in der Zeitspanne nach dem Beginn der Aufgabenstellung an den Trainierenden und dem Ende seiner Antwort (also unmittelbar vor, während oder unmittelbar nach der Erarbeitung der Antwort des Trainierenden) besonders effiziente Aussichten hat. Entweder - wenn die bereits angedachte Antwort des Trainierenden zutreffend ist - werden hierdurch sogleich die „richtigen“ Synapsen verstärkt oder - falls der Trainierende eine unzutreffende Antwort zu entwickeln begonnen hat - werden rechtzeitig die „falschen“ Synapsen inhibiert. Ein weiteres plausibles Erklärungsmodell knüpft an die so genannten "Mirror-Neuronen" an, in denen Reize aus zwei Sinnesmodalitäten miteinander verknüpft werden.


 


[i]    Skinner-BF & Correll-W „Denken und Lernen“, 1976, Hahner-Verlagsgesellschaft, Aachen, ISBN 3-89294-153-X).

 

4.2 Training der Hemisphären-Koordination

Bei diesem Teil des Trainings wird von der begründeten Annahme ausgegangen, dass die Beeinträchtigung der zentralen Automatisierung schwerpunktmäßig in der unzureichenden Koordination der beiden Hirnhemisphären begründet liegt. Ansatzpunkte dafür gibt es in einigen Untersuchungen 10, des oben bereits erwähnten amerikanischen Wissenschaftlers Prof. Peter H. Wolff. Deshalb werden in mehreren aufeinander aufbauenden Stufen mit wochenweiser Steigerung des Schwierigkeitsgrades verschiedene Übungen zum Mithören, Mitsingen und Mitsprechen angeboten. Das Charakteristische an diesem patentrechtlich geschützten Verfahren ist das stetige Hin- und Herwandern der über Kopfhörer angebotenen Lieder und Texte zwischen den beiden Ohren des trainierenden Kindes.

Im Einzelnen hört das Kind über Kopfhörer zunächst über ein spezielles Gerät von einem CD-Spieler kommende Sprechtexte, beispielsweise die eigens dafür in Kunstkopf-Stereofonie aufgezeichneten sinnfreien "Gi-em-Aus"-Geschichten, die also mit Hilfe des Gerätes in einem einstellbaren zeitlichen Rhythmus zwischen seinen beiden Ohren hin- und herpendeln. Sobald das Kind dazu in der Lage ist, soll es diese Texte auch in ein Mikrofon mitsprechen oder nachsprechen, wobei seine eigene Stimme ebenfalls - und zwar gegenläufig zur Modellstimme von der CD zwischen seinen beiden Ohren hin- und herpendelt: Wenn also die Modellstimme beispielsweise gerade von rechts kommt, hört das Kind seine eigene Stimme von links; während die Modellstimme nach links überwechselt, kommt ihm die eigene Stimme von links nach rechts entgegen. So werden ständig bestehende neuronale Verknüpfungen verstärkt und neue Verknüpfungen geschaffen. Dieser Teil des Trainings wird von den zahlreichen bisher damit bereits arbeitenden Kindern und teilweise auch Erwachsenen so bewertet, dass sie dadurch eine ganz neue Beziehung zur Sprache und mehr Sicherheit im Umgang mit ihrer eigenen Sprache gefunden haben. Eine Umfrage bei 50 Familien nach sechsmonatigem Training ergab bereits Verbesserungen der Leseleistungen bei 94% der Trainierenden und Verbesserungen der Rechtschreibleistungen bei 86% der Trainierenden. Aus einer weiteren Umfrage bei 100 Familien ergab sich eine durchschnittliche Verbesserung der Deutschzensur um eine volle Zensurenstufe innerhalb von sechs Monaten.

4.3 Einsatzmöglichkeiten in der häuslichen Sphäre und in der Therapiepraxis

Die beiden oben beschriebenen Trainingsverfahren sind ursprünglich mit der Zielsetzung entstanden, in der häuslichen Sphäre eine bestehende und fortzuführende Betreuung durch Logopäden, Sprachheiltherapeuten, Legasthenietherapeuten und vergleichbare Berufe flankierend zu unterstützen. Inzwischen aber sind bereits zahlreiche Angehörige dieser Berufsgruppen dazu übergegangen, auch in ihre Therapien bestimmte Elemente aus den vorstehend geschilderten Methoden einzubeziehen. Da die vollständige Beschreibung dieser Möglichkeiten den Rahmen dieses grundsätzlichen Beitrages sprengen würde, seien abschließend hier nur einige dieser Möglichkeiten stichwortartig vorgestellt:

Für Vorschulkinder und Erstklässler, die noch nicht lesen können, wird eine in Kunstkopfstereofonie aufgezeichnete CD mit 36 Kinderliedern im Ambitus von Fünf- bis Siebenjährigen verwendet, bei denen die trainierenden Kinder mitsingen. - Übungsdiktate werden über Kopfhörer angesagt, wobei natürlich die Stimme der Therapeutin zwischen den beiden Ohren des Kindes hin- und herwandert, während gleichzeitig eine dosierbare räumliche Störgeräuscheinblendung die Figur-Grund-Wahrnehmung des Kindes schult. - So entstandene Diktate werden durch Schüler und Therapeutin über zwei Mikrofone synchron „nachgelesen", wobei die Therapeutin bei einem Fehler nur kurz innehält, um dem Schüler die Chance zum eigenständigen Erkennen des Fehlers zu geben. - Lautsprachliche Arbeit wird durch „Synchronsprechen" von Therapeut und Kind motivierender und effizienter. - Weitere Informationen über die erwähnten Diagnose- und Trainingsausrüstungen sowie über zweitägige Fortbildungsseminare auf diesem Gebiet können Sie direkt vom Verfasser abfordern.


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